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„Aus Liebe zum Metall“ - Interview mit Ludger Zens
Ludger Zens ist ein Schlossermeister in dritter Generation und ein Original aus Schermbeck im Ruhrgebiet. Mit seinem Sohn Max Zens und sechs weiteren Mitarbeitern bietet er handgefertigte Produkte aus Metall an, welche mit viel Liebe zum Detail hergestellt werden.
In dem Interview mit materials4me von thyssenkrupp lässt Herr Zens hinter die Kulissen seiner Schlosserei blicken und zeigt auf was für ihn das Besondere am Werkstoff Metall ist.
materials4me: Hallo Herr Zens. Vielen Dank, dass Sie uns die Möglichkeit geben Einblicke in Ihren Betrieb zu bekommen. Stellen Sie sich doch kurz vor.
Zens: Mein Name ist Ludger Zens. Ich bin Chef eines der führenden Handwerksunternehmen sage ich immer (lacht). Also Ich bin ein kleiner Schlossermeister und habe einen Betrieb mit sieben Mitarbeitern. Wir machen kreative, sowie auch normale Metallverarbeitung. Wir sehen uns zwar eher als Kunsthandwerker, aber man muss die Basics können um die Kür zu beherrschen. So ist das einfach.
materials4me: Welche Arbeiten tätigen Sie so im Alltag?
Zens: Die Arbeiten sind sehr vielfältig. Wir machen Ladenbau, aber auch Arbeiten für den Lebensmittelhandel oder der Industrie. Wir fertigen ebenso Treppengeländer und Handläufe für die Oma, damit die eben besser in ihr Haus kommt.
materials4me: Was unterschiedet Sie von den Mitbewerbern?
Zens: Mit der Zeit habe ich gemerkt, dass wir doch etwas anders ticken. Ich bin nicht der Typ, der in Schemen denken möchte, sondern ich sage immer Handwerk bietet viel mehr. Wenn ein Kunde was zulässt, dann ist das mein (Traum-)Kunde. Den kann ich dann auch begeistern. Die Faszination was man aus einem Stück Metall machen kann, ist für einen Handwerksbetrieb einfach klasse. Unser Anspruch ist es dem Metall dann noch eine schöne Formensprache zu geben. Da habe ich auch am meisten Spaß dran.
materials4me: Auf Ihrer Webseite steht der Spruch „Geht nicht, gibt´s nicht“. Was bedeutet die Aussage für Sie?
Zens: Sofort und spontan eine Lösung für ein Problem zu finden, ist manchmal schwer. Gegebenenfalls muss man das auch ein oder zwei Tage sacken lassen. Aber wir haben noch nie etwas nicht geschafft. Das sage ich meinen Jungs auch immer. In einem guten Gespräch mit dem Kunden oder Projektleiter haben wir bis jetzt immer eine Lösung gefunden. Wir müssen uns zwar mit der Industrie und dessen Qualität vergleichen lassen, aber bis jetzt haben wir es Schritt für Schritt immer geschafft den Kunden zufriedenzustellen.
materials4me: Welcher Auftrag ist Ihnen besonders im Kopf geblieben?
Zens: Da gibt es natürlich mehrere. Wir haben für ein Fitness Studio gearbeitet und zuerst wollte ich nicht für so eine Muckibude arbeiten, da ich wenig Lust auf 08/15 Aufgaben hatte. Aber der Bauleiter war sehr kreativ und hat uns in vielen Bereichen freien Lauf gelassen. Am Ende hatten wir einen super zufriedenen Kunden, der gesagt hat, der Ludger und sein Team machen das schon. Das ist das Schönste was es so geben kann.
materials4me: Sie sind schon die dritte Generation Zens in der Metallverarbeitung und auch die Vierte arbeitet schon fleißig im Betrieb mit. Was hat man aus den vorangegangenen Generationen mitgenommen?
Zens: Wir kommen ursprünglich aus Gelsenkirchen voll aus dem Pott. Damals im Pott war das so, dass in jedem Hinterhof ein Handwerker war. Mein Opa hat sich 1925 dazu entschieden eine Schlosserei aufzumachen und Hufbeschlag und Wagenbau zu betreiben. Der hat tatsächlich die Radreifen selbst gebogen.
Die zweite Generation war dann mein Onkel und ihm war das Schmieden zu schwer, auch wenn er das gut konnte. Er hat sich dann auf Aluminiumtüren und Fenster spezialisiert. Dort bin ich dann auch nach meiner Ausbildung bei einem Fensterbauer eingestiegen. Was mich aber nicht begeistert hat, war aus einer Stange Material kleine oder große Fenster zu bauen. Das war keine Herausforderung für mich. Meine handwerkliche Ehre war damals recht groß, weswegen ich mir viel abgeguckt und selbst beigebracht habe. Das Schmieden habe ich dann auch von meinem Onkel gelernt.
materials4me: Wie kam es dann zur Metallgestaltung?
Zens: Damals war das so, dass man Mappen von Schmiedeherstellern mit Schmiedevorlagen zu Verfügung gestellt bekommen hatte. Diese zeigte man den Kunden und schweißte dann die Stäbe zu einem Geländer zusammen. Ich dachte mir schon in den Achtzigern, wer überhaupt noch Schmiedeeisen haben will. Mein Favorit war da schon Edelstahl. Aus dem Antrieb das besonders gut zu machen, habe ich mich dann da reingefuchst, bis ich gute Ergebnisse erzielte. So ist man dann als Handwerker schneller in der Umsetzung als ein großes Industrieunternehmen. Wir können halt das Rohr so drehen und wenden wie der Kunde das will. Ich habe zudem ein gutes Auge und eine eigene Handschrift. Man erkennt in Schermbeck wenn ein Produkt von Zens produziert wurde. Mittlerweile ist das ein Qualitätsmerkmal. Wo wir waren, das sieht man.
materials4me: Was macht der Werkstoff Metall für Sie so besonders?
Zens: Ich könnte auch mit Holz arbeiten. Holz ist aber nicht so stabil. Wenn ich einen Holzhandlauf sehe, ihn anfasse und alles wackelt ist das mir ein Graus. Unsere Handläufe sind zusammengesteckt, geschweißt und mit schönen Übergängen geschliffen. Sie sind schwer, stabil und es ist was Haltbares. Wir haben letztens eine Treppe aus Edelstahl demontiert. Der Handlauf ist 25 Jahre alt und die könnten wir so ohne weiteres woanders montieren.
Aber auch die Cortenstähle mit ihrer lebendigen Oberflächenstruktur sind spannend. Es ist einfach eine hohe Wertigkeit, egal ob es jetzt Stahl, Edelstahl oder sogar feuerverzinktes Material ist. Das ist schon cool.
materials4me: Wie sehen sie die aktuelle Situation der Metallverarbeitungsbranche?
Zens: Man muss schon viel Personal haben, weil es aufwändig ist. Heutzutage ordentliches Personal zu finden ist schwer. Man muss sich dreckig machen wollen. Der Staub, der Krach und die Vorschriften können einen schon auffressen. Wir schaffen uns bald selbst ab. Das ist sehr schade.
materials4me: Wie sehen Sie die Zukunft der Metallbranche?
Zens: Man kann vieles bei Ebay oder Amazon kaufen und das ist auch gar nicht so schlecht. Aber wirklich vernünftige Lösungen kann man dort nicht kaufen. Das kann nur der Handwerker. Und das ist das große Glück des Handwerks. Unsere Kunden schätzen unsere Kreativität und Flexibilität. So kann das Handwerk auch bestehen bleiben.
Das Schwierigste ist immer der Preis. Der Kunde will immer eine Liste haben mit der er kalkulieren kann. Aber man kann nicht alles berechnen. Wir bauen halt fast immer Unikate.
materials4me: Gibt es noch ein paar letzte Worte, die Sie gerne an die Metallindustrie richten möchten?
Zens: Diese richtige Begeisterung für das Handwerk wird in den Schulen nicht mehr vermittelt. Handwerk kann großartig sein. Wir brauchen Leute, die diese Passion weiterleben, denn es wird nicht alles bei Amazon geben. Der Handwerker ist eine ehrliche Haut. Wenn der Kunde die Ecke noch haben will, dann machen wir die auch noch mit dran. Das Wichtigste ist, dass der Kunde zufrieden ist. Dann sind wir es auch und haben ein ehrliches Produkt abgeliefert.