Kann "Edelstahl Rostfrei" rosten?

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Es ist eine weit verbreitete Annahme, dass jeder Edelstahl rostfrei ist. Unsere Serviceexperten von materials4me erreicht immer wieder die Frage, ob das stimmt? Tatsächlich ist nicht jeder Edelstahl rostfrei. Sogar Nichtrostender Edelstahl kann unter bestimmten Bedingungen korrodieren. Warum das so ist, erfahrt Ihr in unserem heutigen Blog Post.

Welche Arten von Edelstahl gibt es?
Grundsätzlich wird der Begriff Edelstahl in legierte, unlegierte und Nichtrostende Edelstähle unterteilt. In diesem Zusammenhang werden Nichtrostende Stähle auch gerne nur Edelstähle genannt.
Um die Frage zu beantworten wann "Edelstahl Rostfrei" rosten kann, muss zunächst geklärt werden warum gewöhnlicher Stahl rostet. Unlegierte Stähle bzw. un- und niedriglegierte Edelstähle bestehen in erster Linie aus dem chemischen Element Eisen. An der Atmosphäre kann das Eisen des ungeschützten Stahles in Verbindung mit einer feuchten, sauerstoffhaltigen Umgebung Eisenoxid (Rost) bilden.
Der Sauerstoff reagiert auch auf die Oberfläche des Nichtrostenden Edelstahls. Da Nichtrostendende Edelstähle per Definition einen Chromgehalt von mindestens 10,5 % enthalten müssen, reagiert der Sauerstoff bevorzugt mit dem Chrom. Es bildet sich eine festhaftende, dichte Chromoxidschicht anstelle einer Eisenoxidschicht. Diese Chromoxidschicht wird in der Technik Passivschicht genannt. Sie ist wenige Atomlagen dick und nicht sichtbar. Kleine mechanische Beschädigungen der Schicht, werden in Gegenwart von Sauerstoff umgehend selbstheilend repariert.

Die umgangssprachlich bekanntesten Nichtrostenden Edelstähle sind V2A und V4A. Der V2A ist auch als 18-8 oder 18-10 im Bereich der Haushaltsartikel, wie bei z. B. Töpfen und Bestecken bekannt. V4A besitzt eine hohe Korrosionsbeständigkeit und wird aus diesem Grund gerne in Schwimmbädern und der chemischen Industrie eingesetzt.
Wann kann Nichtrostender Edelstahl rosten?
Die Passivschicht ist für den Schutz gegen Korrosion und für die Ästhetik der Produkte verantwortlich. Damit diese bestehen bleibt, ist es zwingend erforderlich den Nichtrostenden Edelstahl regelmäßig zu reinigen. Nur auf einer sauberen Oberfläche kann sich eine Schutzschicht bilden und erhalten bleiben.
Verunreinigungen durch Umwelteinflüsse, wie z. B. Schwefeldioxide, Rußpartikel, aber auch durch andere Verbindungen (Streusalz, Kochsalz, chloridhaltige wässrige Flüssigkeiten, wie Trinkwasser), können zur dauerhaften Schädigung der Schutzschicht führen. Liegt eine solche Schädigung vor, kann es zu einem Korrosionsangriff kommen und das Material rostet. Das Auftreten und das Fortschreiten von Rost ist stark abhängig von der Werkstoffauswahl. Als einfache Regel gilt, je höher die Legierung des nichtrostenden Werkstoffs ist, umso höher ist die Korrosionsbeständigkeit.
Braune Rostbeläge auf Nichtrostendem Stahl sind selten Korrosionsprodukte des Nichtrostenden Stahls. Diese stammen in den meisten Fällen von Partikeln aus unlegiertem Stahl, die auf die Oberfläche gelangt sind und dort Rost (Fremdrost) bilden.
Zur weiteren Erläuterung folgende praktische Beispiele:
Beispiel 1: Sie haben draußen an Ihrem Haus ein Edelstahlgeländer aus Nichtrostendem Edelstahl. In der Nähe befindet sich eine Kreuzung. Beim Bremsen der Fahrzeuge entsteht Bremsstaub mit rostendem Material, das über die Luft auf dem Edelstahlgeländer landet. Bei Zutritt von Luftfeuchtigkeit, können diese mikroskopisch kleinen Partikel auf der Edelstahl Rostfrei Oberfläche korrodieren. Man spricht hier von Flugrost. Wenn man diese „Flecken“ rechtzeitig säubert bleibt die Korrosionsbeständigkeit erhalten.
Beispiel 2: Sie haben in Ihrer Küche eine Spüle aus Edelstahl Rostfrei. Wenn Sie am Abend eine Büroklammer in das noch feuchte Spülbecken legen, ist diese am nächsten Morgen gerostet. Entfernen Sie die Klammer, sehen Sie auf der Spüle eine leichte Verfärbung, die der Kontur der Büroklammer entspricht. Die Reste des Rostes sind auf die Klammer zurückzuführen. Sie ist mit einem im Haushalt üblichen Putzlappen problemlos zu entfernen.
In dem Fall der Korrosion bei dem Kontakt zweier unterschiedlicher Metalle wird gerne als „Kontaktkorrosion“ bezeichnet. Diese geht immer mit einem verstärkten Korrosionsangriff auf das „unedlere“ Metall der Paarung einher. In dem genannten Beispiel wäre das die Büroklammer. Kommt Nichtrostenden Edelstahl mit anderen Gebrauchsmetallen wie z. B. Eisen oder Aluminium in Kontakt, ist dieser der edlere Partner und eine Korrosionsgefährdung ist somit nicht gegeben, solange die Passivschicht vorhanden ist.
Auf das richtige Werkzeug kommt es an
Achten Sie deshalb bei der Weiterverarbeitung von Nichtrostendem Edelstahl darauf, das richtige Werkzeug zu benutzen. Bitte greifen Sie nicht auf Werkzeuge zurück, die bei der Bearbeitung von normalem Stahl benutzt wurden. Der Edelstahl Rostfrei könnte sonst kontaminiert werden. Unser Tipp: Nutzen Sie für Edelstahl und Stahl separates Werkzeug.

Wie kann man Rost an Nichtrostenden Edelstahl entfernen?
Die Art der Reinigung Nichtrostender Produkte ist stark abhängig vom Grad der Verschmutzung. Liegt eine leichte Oberflächenverfärbung vor, reicht es in der Regel einen handelsüblichen Schwamm, Wasser und ein Geschirrspülmittel zu verwenden. Nach dem Reinigungsvorgang ist mit sauberem Wasser nachzuspülen und die gereinigte Oberfläche zu trocknen.
Zeigen sich die Flecken hartnäckig, kann mit einer milden Scheuermilch und Schwamm gearbeitet werden. Hier nachträglich auch mit Wasser nachspülen und trocknen. Grundsätzlich sollten im privaten Bereich chlorhaltige Reinigungsmittel vermieden werden.
Sind ausgeprägte Beschädigungen zu erkennen, müssen zwecks Materialabtrags Schleifmittel eingesetzt werden. In der industriellen Anwendung werden die Edelstähle gerne in säurehaltigen Beizbädern gebeizt.
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